Mein Name ist Sebastian Lemme, Jahrgang 1972. Ich bin verheiratet und habe eine Tochter. Nach meiner Bankausbildung und dem anschließenden Jurastudium in Bayreuth und Hannover nahm ich im Jahr 2003 die Stelle als Vorstandsassistent bei der Theodor Fliedner Stiftung, in Mülheim an der Ruhr, an.
Meine ersten Erfahrungen in der sozialen Arbeit sammelte ich als Geschäftsführer der Fliedner Werkstätten. Die Begegnungen mit den behinderten Mitarbeitern waren für mich prägend. In dieser Zeit konnte ich erleben, wie wichtig das soziale Umfeld, die Kontakte, die Gemeinschaft für alle Menschen sind – aber eben auch besonders für Menschen mit Behinderungen. Im Anschluss an meine Tätigkeit als Geschäftsführer wurde ich Vorstandsreferent für die Einrichtungen der Eingliederungshilfe der Stiftung.
Im Jahr 2006 übernahm ich Geschäftsführungsverantwortung für die Fliedner Klinik Gevelsberg und sammelte Erfahrungen im Bereich der klinischen Psychiatrie. Diese Tätigkeit führte mich auch vor das Bundessozialgericht wo ich als Trägervertreter an der „Gevelsberg-Entscheidung“ beteiligt war. Durch diese Entscheidung wurden die psychiatrischen Tageskliniken in Deutschland als Krankenhäuser bestätigt. Hätten wir dieses Verfahren nicht gewonnen, würde es heute keine psychiatrischen Tageskliniken mehr geben.
Schließlich übernahm ich im Jahr 2009 noch die Leitung des „Dorf am Hagebölling“. Das Dorf hatte über 100 vollstationäre Pflegeplätze und 50 Wohnungen für Senioren. Gerade mit Blick auf die Erfahrungen aus der Eingliederungshilfe war es mir wichtig, dass vor allem die Gemeinschaft und die sozialen Kontakte zwischen den Menschen gefördert werden. In Bezug auf die Pflege war für mich wichtig, dass wir die Demenzpflege und die somatische Pflege klar voneinander abgrenzen. Dieser heute selbstverständliche Ansatz war zu diesem Zeitpunkt eine absolute Ausnahme.
Meine ersten Berührungspunkte mit den Bedürfnissen und Problemen der Menschen mit erworbenen Hirnschäden ergaben sich im Jahr 2014. Ich wurde Geschäftsführer bei einem privaten Träger in Hessen der seinen Arbeitsschwerpunkt in der neurologischen Fachpflege der Phase F hatte. Ich war von dieser Arbeit und vor allem von den Behandlungserfolgen der Phase F begeistert. Gleichzeitig musste ich das tiefe Leid dieser Menschen und ihrer Familien erkennen. Das persönliche Leid war oftmals noch beschwert durch Auseinandersetzungen mit Leistungsträgern und Behörden.
Ich habe meine Arbeit immer als anwaltschaftliche Hilfe für die uns vertrauenden Menschen verstanden. Bis zum heutigen Tage ist es für mich befremdlich, dass nur Fragen nach den Kosten gestellt werden, nicht aber nach Konzepten. Mit dem Fokus der möglichst billigen Versorgung von Krankheit wird den Menschen mit erworbenen Hirnschäden nicht geholfen. Es ist ärgerlich, dass den durchaus üppigen Mitteln für die Versorgung und Behandlung von MeH keine qualitativ hochwertigen Angebote gegenüberstehen. Es ist erschreckend, dass unsere Betroffenen zum Spielball zwischen Leistungsträgern und Leistungserbringern geworden sind. Sie sind nicht mehr Subjekt, sondern vielmehr Objekt von Betriebsabläufen.
Mein Engagement in der Selbsthilfe ist verbunden mit Lothar Ludwig. Wir haben uns 2015 auf dem Nachsorgekongress in Berlin kennen gelernt. Seine Haltung gegenüber Behörden, Leistungsträgern und Leistungserbringern war kompromisslos. Wie kein Zweiter hat Lothar klare Positionen formuliert. Er war unabhängig und unbestechlich. Ich erlebe die Selbsthilfe als einzige Institution die anwaltschaftlich die Interessen der Betroffenen vertritt. In diesem Sinne möchte ich mich im Vorstand einbringen und die Arbeit des Vorstands unterstützen.