Eike Woelk, mein Schicksalsbericht
Der Unfall ereignete sich am 28.05.2005 auf der Autobahn in Höhe Lübeck. Ich wurde daraufhin eingeliefert in die Uniklinik Lübeck.
Dort wurden folgende Diagnosen festgestellt: Polytrauma mit Schädel-Hirn-Trauma mit Kalottenfraktur links, traumatischer Subarachnoidalblutung, Hirnödem, Kontusionsblutungen, Felsenbeinfraktur links, akutem Subduralhämatom links, Rippensereinfraktur links, Hämatopneumothorax links, Dornfortsatzfrakturen von BWK 4 und 5, Querfortsatzfraktur LW 1 bis 5 links, penetrierende Verletzung im Bereich des Beckens links, Zustand nach hämorrhagischem Schock, hirnorganisches Psychosyndrom, Hemiparese rechts, diffuses axonales Trauma. Lebenserhaltene Maßnahmen (u.a. PEG-Sonde) sind notwendig.
Nach dem Unfall lag ich ca. 24 Tage im künstlichen Koma, danach Überleitung ins Wachkoma. Nachdem ich wieder erwacht war, litt ich unter Identitätsverlust.
Punktweise Regeneration, aber immer noch nicht wieder vollständig zurückgekehrt.
Nach dem Klinkaufenthalt wurde ich in eine Reha-Klinik verlegt. Dort erhielt ich keine individuelle Behandlung. Die Betreuung auf der Station empfand ich als mangelhaft. Meine eigentlichen Probleme wurden nicht berücksichtigt, stattdessen fanden die Behandlungen in Gruppen und damit nicht individuell auf den einzelnen Patienten zugeschnitten, statt. Zudem musste ich mir während meines Aufenthaltes in der Reha-Klinik das Zimmer mit fünf weiteren Personen teilen.
Bei Verlegung auf eine andere Station im September 2005 hatte ich endlich ein Zimmer für mich alleine. Zu der Zeit unternahm ich auch meine ersten Gehversuche mit Hilfe meiner Eltern.
Ich erhielt folgende Reha-Maßnahmen: Frühförderung, Ergotherapie, Sprachförderung, Psychologische Therapie, Physiotherapie, Wahrnehmung- und Aufmerksamkeitstraining. Dies bedeutete täglich acht bis neun Therapien.
Meine Eltern betreuten mich während dieser Zeit täglich von acht bis teilweise 23 Uhr und halfen mir beim Anziehen, Waschen und Essen.
Ende September 2005 war ich erstmals wieder fähig zu kommunizieren. Im Oktober wurde vom Augenarzt eine Schädigung vom Sehzentrum mit einer Gesichtsfeldeinschränkung rechts untere Quadrant festgestellt. Mitte Oktober wurde mir im Krankenhaus die PEG-Sonde entfernt.
Habe mich Stück für Stück weiter regeneriert, Aufgaben habe sich erweitert, schließlich Umlegung auf eine erweiterte Station der Reha.
Meine Wahrnehmungsschwierigkeiten wurden dort nur unzureichend behandelt.
Ich empfand es als problematisch, dass jeder Bereich seine Arbeit für sich erledigt und diese nicht miteinander und aufeinander aufbauend arbeiteten.
Zu dieser Zeit erlitt ich vermehrt Krampfanfälle (bis heute 23 an der Zahl). Diese waren zunächst heftiger, nahmen dann aber ab.
Im Juni 2006 erhielt ich Förderungen durch das Arbeitsamt. Mir wurden drei Möglichkeiten zur Wiedereingliederung in das Arbeitsleben angeboten: Verwaltung + Wirtschaft, Metall, Holz (jeweils 2 Tage). Aufgrund meiner körperlichen Einschränkungen wurde ich auf eigenen Wunsch im betriebswirtschaftlichen Bereich untergebracht.
Von Juni 2006 bis Februar 2008 absolvierte ich bei Herrn Seese in Kiel ein spezielles Augentraining.
Dieses musste ich aber im August 2006 unterbrechen, als ein Tumor in meiner rechten Schulter festgestellt wurde. Im Dezember wurde dieser operativ entfernt und ich erhielt zur Nachsorge eine Strahlentherapie.
Im Frühjahr 2008 lernten wir durch das „FORUM GEHIRN“ Herr Mütsch kennen, der für mich eine spezielle Prismenbrille anfertigte.
Vom Mai 2006 bis zum heutigen Zeitpunkt nutzte ich folgende Sehhilfen: Fernrohrbrille, Lupenbrille, Brillen für den Fern- und Nahbereich, VMV-Prismenbrille für den Fern- und Nahbereich.
Im September 2007 konnte ich die Reha-Klinik verlassen und wieder nach Hause zurückkehren. Förderung meiner Selbstständigkeit durch das Beziehen einer eigenen Wohnung im Dezember 2007.
Im Oktober 2007 litt ich unter starken Ohrenschmerzen, die eine OP notwendig machten. Diese fand im Januar 2008 in der MHH Hannover statt und verlief positiv.
Seit September 2008 absolviere ich ein spezielles Augentraining, welches entwickelt wurde durch „Nova Vision“. Dieses dient auch, wie die von Herrn Mütsch hergestellte Prismenbrille, der Erweiterung meines Blickfeldes.
Durch die entstandenen körperlichen Probleme entstand auch eine seelische Belastung, weil frühere Freunde Probleme haben mit mir umzugehen. Das beschreiben auch andere Betroffene, mit denen ich dieses Problem teile.
Eike Woelk, Selbstbetroffener