SHV fordert: Erhalt der Frührehabilitation in Rehakliniken!

Kritische Umstrukturierungen in der Gesundheitsversorgung: Was bedeutet die neue Krankenhausplanung für neurologisch Erkrankte in NRW?

Ab Januar 2025 treten in Nordrhein-Westfalen tiefgreifende Veränderungen im Gesundheitswesen in Kraft, die uns als Selbsthilfeverband für neurologisch Erkrankte und deren Angehörige stark beschäftigen. Die neue Krankenhausplanung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) sieht vor, dass die neurologische Frührehabilitation der Phase B zukünftig fast ausschließlich in Akutkrankenhäusern und nicht mehr in spezialisierten Reha-Fachkliniken durchgeführt werden soll. Diese Umstrukturierung könnte schwerwiegende Folgen für die Versorgung und Rehabilitation neurologisch schwer Erkrankter in unserem Bundesland haben.

Was bedeutet die Phase B der neurologischen Frührehabilitation?

Die Phase B der neurologischen Frührehabilitation ist eine besonders intensive Behandlungsphase für Patienten, die nach einem schweren neurologischen Ereignis wie einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder Herz-Kreislauf-Stillstand noch im Koma liegen oder sich im Zustand minimaler Bewusstheit befinden. In dieser Phase werden erste, oft lebensrettende Maßnahmen zur Wiederherstellung von Bewusstseinsfunktionen und zur Stabilisierung des Patienten durchgeführt. Sie erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Neurologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Pflegekräften, die auf die besonderen Bedürfnisse dieser Patienten spezialisiert sind.

Die geplante weitestgehende Verlagerung der neurologischen Frührehabilitation in Akutkrankenhäuser, die in der Regel nicht auf Rehabilitation spezialisiert sind, wirft zahlreiche Fragen auf. Können diese Kliniken die notwendigen multidisziplinären Teams und die spezialisierten Therapien im erforderlichen Umfang bereitstellen? Wird die intensive Betreuung, die diese Patienten brauchen, gewährleistet sein? Oder steht zu befürchten, dass neurologisch schwer Erkrankte noch weiter in einer „Versorgungslücke“ zwischen Akutbehandlung und neurologischer Frührehabilitation verschwinden?

Befürchtungen und Forderungen von SHV-FORUM GEHIRN e.V. und Wachkoma NRW

Wachkoma NRW, unsere überörtliche Angehörigen- und Betroffenengruppe, die die speziell die Interessen von Wachkomapatienten und ihren Angehörigen vertritt, hat in einem Schreiben an den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann auf die potenziellen Risiken und negativen Folgen der neuen Planung hingewiesen. In dem Brief wird betont, dass NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern bereits jetzt über eine unterdurchschnittlich ausgestattete Frührehabilitationslandschaft verfügt. Eine weitere Verschlechterung der Qualität der Versorgung oder eine Verkürzung der Behandlungsdauer wären nicht hinnehmbar. Der vollständige Brief kann hier > auf der Webseite heruntergeladen werden.

Aufruf zur Mitwirkung und Fallmeldungen

Um unserer Position gegenüber den politischen Entscheidungsträgern Nachdruck zu verleihen, bitten wir unsere Mitglieder und alle Betroffenen um Mithilfe. Sollten Sie oder Ihre Angehörigen bereits Erfahrungen mit Problemen bei der Durchsetzung einer neurologischen Frührehabilitationsmaßnahme in NRW gemacht haben, bitten wir Sie, uns diese mitzuteilen. Diese Fallmeldungen werden von uns vertraulich behandelt und ausschließlich dazu verwendet, unsere Argumentation in Gesprächen mit der Politik zu untermauern.

Wir sind der festen Überzeugung, dass nur durch eine klare, fundierte und vor allem solidarische Haltung aller Betroffenen die notwendigen Änderungen im Sinne der Patienten erzielt werden können. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir uns Gehör verschaffen und die Anliegen unserer Mitglieder und aller neurologisch Erkrankten in NRW entschlossen vertreten.

Was Sie jetzt tun können

  • Informieren Sie sich: Bleiben Sie auf dem Laufenden über die geplanten Änderungen und ihre möglichen Auswirkungen. Nutzen Sie die Informationen auf unserer Webseite oder nehmen Sie an unseren Online-Veranstaltungen teil.

  • Melden Sie Ihre Erfahrungen: Teilen Sie uns Ihre Erlebnisse mit der neurologischen Frührehabilitation in NRW mit. Jeder Fall zählt und hilft, ein vollständiges Bild der Situation zu zeichnen.

  • Unterstützen Sie unsere Arbeit: Engagieren Sie sich in unserer Selbsthilfegruppe, unterstützen Sie unsere Initiativen oder helfen Sie uns durch Ihre Mitgliedschaft, unsere Arbeit fortzusetzen und zu verstärken.

Gemeinsam können wir eine starke Stimme für die Belange der neurologisch Erkrankten in Nordrhein-Westfalen sein und die notwendigen Veränderungen im Gesundheitssystem anstoßen. Lassen Sie uns weiterhin solidarisch und entschlossen für die Rechte und die bestmögliche Versorgung aller Betroffenen kämpfen.

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