Buch-Rezension: Von Augenblicken und Ewigkeiten – Reisebericht einer Langzeitpatientin
Brigitte Guschlbauer:
Von Augenblicken und Ewigkeiten – Reisebericht einer Langzeitpatientin.
2. Aufl., Frankfurt am Main
Mabuse Verlag 2019
Es handelt sich um einen Reisebericht, mit dem die ehemalige Sozialarbeiterin aus Wien leidvolle Erfahrungen auf 111 Seiten niedergeschrieben und verarbeitet hat. Die Autorin gewährt uns Einblicke in den Verlauf ihrer schweren Erkrankung und lässt uns an ihrem Erleben als Langzeitintensivpatientin teilhaben.
Wir erfahren von Verlockungen, Nahtoderlebnissen, Halluzinationen und Irritationen „zwischen den Welten“, vom „Zurückfinden“ beim Aufwachen mit „Florian´s Erzählungen“ wie auch von wortlosen Berührungen beim gewaschen, gefüttert, angezogen und mobilisiert werden ebenso wie auch von Rückfällen und Erschöpfung, von „Buchstabenhilfe“, verschobener Kommunikationen und „federleichten“ Körperbildern, von „verunglückten Besuchen“ und von „Zuwendung und Abgrenzung“.
Im Verlauf verwandelt sich das zeitliche Erleben in Momente, in denen es verschwimmt, sich ausdehnt und für Ewigkeiten stillzustehen scheint, wie es sich andererseits auch zusammenzieht, verdichtet und nur kurze „Augenblicke“ auf die harte Lebenswirklichkeit wirft. Für die Autorin eine „Horizonterweiterung“ für das eigene Leben. Der Reisebericht ist den vielen Pflegenden, ärztlich Handelnden, der Familie und Freundinnen und Freunden gewidmet. Von ihnen hat sich die Autorin mit Tatkraft, Liebe und Verbundenheit begleitet, umsorgt, bekümmert und im Schlaf gut bewacht gefühlt.
Das Buch handelt von einem persönlich äußerst einschneidenden und von der Öffentlichkeit kaum bemerkten Thema. Umso verdienstvoller ist die Herausgabe von einem Verlag, der mit nur selten zu veröffentlichen subjektiven Erfahrungsberichten, die in keinem Lehrbuch zu finden sind, gegen den Trend zur unpersönlichen Verdinglichung hervorsticht. Allen, und nicht nur denjenigen, die sich für Langzeiterfahrungen bei schweren Erkrankungen interessieren und daraus zu lernen offen sind, ist diese Lektüre zu empfohlen.
Apl. Prof. Dr. med. Andreas Zieger, Oldenburg
a.zieger@t-online.de