15 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention: Re-Inklusion statt Inklusion bei der EM

Die Ankündigungen der Bundesregierung, die Fussball Europameisterschaft zu einem inklusiven Turnier zu machen, klingen zunehmend wie hohle Versprechungen. Dr. André Hahn, stellvertretender Vorsitzender und sportpolitischer Sprecher der LINKEN im Bundestag, macht dies mit ernüchternden Fakten deutlich. Trotz umfassender Vorbereitungen und enormer Steuergelder bleibt die Barrierefreiheit auf der Strecke.

650 Millionen Euro aber keine Toiletten für alle! Bild: KI generiert / DALL-E

Dr. Hahn hat seit September 2022 zahlreiche Anfragen zur Barrierefreiheit in den Stadien und der öffentlichen Infrastruktur der zehn Ausrichterstädte gestellt. Die Antworten der Bundesregierung waren ausweichend und zeugten von Gleichgültigkeit. Besonders beschämend ist der Mangel an „Toiletten für alle“, also barrierefreien Sanitäreinrichtungen, die für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen notwendig sind.

Von den zehn Stadien erfüllt keines die Mindestanforderungen der Versammlungsstättenverordnung in Bezug auf Rollstuhlfahrerplätze und barrierefreie Toiletten. Nur in vier Stadien gibt es überhaupt „Toiletten für alle“. Über die Situation an Flughäfen und Hauptbahnhöfen gibt es keine Informationen.

Zusätzlich kritisiert Dr. Hahn das Fehlen von Informationen für Betroffene und ihre Begleiter. Während die Homepage „toiletten-fuer-alle“ eine Übersicht bietet, fehlen im vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Informationssystem „Reisen für Alle“ entsprechende Angaben vollständig.

Nach 15 Jahren UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) in Deutschland ist diese Situation ein trauriges Beispiel dafür, dass von echter Inklusion keine Rede sein kann. Stattdessen erleben Menschen mit Behinderungen eine Re-Inklusion, bei der sie erneut an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Und dies, obwohl für alle deutschen Steuerzahler, inklusive der behinderten Menschen und deren Angehörige, die EM zu einem teuren Fest wird. Nach gemeinsamen Recherchen von ZDF und dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ zahlen der Bund, die Länder und die Städte für die Europameisterschaft etwa 650 Millionen Euro. Bei einer, von Politikern so gern herangezogenen „Quotenregelung“, sollten bei circa 10% Menschen mit Behinderungen in der Bevölkerung, 65 Millionen Euro doch wenigstens für ausreichend behindertengerechte Toiletten in zehn Städten sorgen können. Dies ist wieder einmal ein kleines Beispiel dafür, wie Gesetze und Verordnungen von den Menschen ignoriert werden, die sie selbst gemacht haben.

 

Quellen:
kobinet Nachrichten
https://kobinet-nachrichten.org/2024/05/17/eine-inklusive-euro-2024-bleiben-wohl-leere-worte/?sdegru1

ZDF Nachrichten
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/uefa-fussball-em-spiele-2024-kritik-kosten-deutschland-100.html