Aus aktuellem Anlass: 3. Deutsche Hirntag 2019 abgesagt!

Der 3. Deutsche Hirntag zum Thema „Doppelte Widerspruchslösung – vom Koma zum Hirntod“ musste mangels Gesprächsbereitschaft der gesundheitspolitisch Verantwortlichen leider abgesagt werden.

Seit November letzten Jahres versuchte Karl-Eugen Siegel als Projektleiter die entsprechenden politisch Verantwortlichen zum Hirntag nach Berlin einzuladen. Nach neun Monaten intensivster Bemühungen musste er nun schweren Herzens kapitulieren.

Warum?

Der Hauptgrund lag und liegt daran, dass Gesundheitsminister Spahn zwar lautstark angekündigt hat, mit der Gesellschaft über das Thema „Doppelte Widerspruchslösung“ zu diskutieren, dies aber mit dem SHV – FORUM GEHIRN e.V. als Betroffenen-Verband ablehnte. Drei Einladungen wurden mit drei unterschiedlichen Argumenten ausgeschlagen. Fazit: Herr Minister Spahn scheut die Konfrontation mit dem Thema „Vom Koma zum Hirntod“, denn das ist keine Lobbyarbeit. Ein weiterer Befürworter dieser Gesetzesvorlage, der SPD Gesundheitsexperte Prof. Dr. Karl Lauterbach, hielt es nicht einmal für notwendig, selbst auf telefonische Nachfrage, auf die Einladung zu reagieren.

Die einzigen, die von Anfang an nicht nur Ihre Bereitschaft bekundeten, sondern den Projektleiter bis heute mit Terminvorschlägen aktiv unterstützt haben, sind die beiden Bundestagsabgeordneten der Bündnis 90/Die Grünen Dr. Kirsten Kappert-Gonther und die Bundesvorsitzende Annalena Baerbock, denen an dieser Stelle herzlich für Ihre Unterstützung gedankt wird.

Es ist frustrierend, so Siegel, dass sich auch kein Vertreter der Kirchen und der Seelsorge an einem der Termine frei nehmen konnte. Aber auch hier scheint die Frage nach der Menschlichkeit keine einheitliche und den gesamten Menschen umfassende zu sein, sondern nur eine partielle, dem jeweiligen aktuellen Thema entsprechende. Auf die uns alle interessierende Frage, wann ist der Mensch tatsächlich tot und hat oder ist der Mensch eine Seele und ggf. wann geht sie dann aus dem Körper, wird schließlich seit Jahrhunderten noch immer nach Antworten gesucht.

Wenn wir, als Teil der Gesellschaft, diese elementaren Themen nicht aus unseren Erfahrungen heraus, an den Grenzen zwischen Leben und Tod nicht angehen, dann überlassen wir der Politik die Beantwortung dieser Fragen. Und diese entscheidet nach parteipolitischem und strategischem Gutdünken, wie nun im Falle von Minister Spahn. Dass Herr Spahn sein politisches Ziel bereits erfolgreich durchgeführt hat, nämlich die Verbesserung der Vergütungen in der Transplantationsmedizin, ist den wenigsten dabei bewusst. Daher wird es voraussichtlich auch keineMehrheit für die Doppelte Widerspruchsregelung geben – ein raffinierter politischer Schachzug. Doch uns als Gesellschaft hat es keinen Schritt weiter gebracht und es wird deshalb auch nicht mehr Organspenden geben, denn solange das Hirntodkonzept nicht als reines Konzept und Definition angesehen und der Hirntod fälschlicher Weise als Tod des Menschen herangezogen wird, werden die berechtigten Zweifel bestehen bleiben.

Auch hier brauchen wir unbedingt mehr Erkenntnisse über uns als sterbende Menschen, wir brauchen auch hier Studien, die uns mehr Wissen um uns selbst und unser Ende bringen. Solange es aber zu diesem Thema „vom Koma zum Hirntod“ so wenig Bereitschaft eines interdisziplinären Dialoges gibt, werden wir weder zum Thema Koma, Organspende noch zu Tod eine befriedigende Antwort bekommen.

Daher muss heute leider der 3. Deutschen Hirntag für dieses Jahr abgesagt werden.

Der Projektverantwortliche Siegel wird sich aber weiter um das Thema bemühen und versuchen, unabhängig zur Einführung der Doppelten Widerspruchslösung oder einer Erklärungslösung, im kommenden Jahr den 3. Hirntag auszurichten.

Karl-Eugen Siegel
k.e.siegel@shv-forum-gehirn.de

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