Recht auf Teilhabe!

Was geschieht mit den Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen, die nicht oder noch nicht in den ersten Arbeitsmarkt wieder eingegliedert werden können? Wie können diese Menschen eine Tagesstruktur wieder erlernen und erleben und wie kann ihr Selbstwertgefühl gestärkt werden? Antworten und Lösungsvorschläge für diese Fragestellungen sollten auf unserem Fachtag am 09.09.2015 in Buchholz / Nordheide vermittelt werden.

Frau Roswitha Stille, Vorsitzende des Verbandes begrüßt die Anwesenden

Frau Roswitha Stille, Vorsitzende des Verbandes begrüßt die Anwesenden

Menschen, die im berufsfähigen Alter eine Hirnschädigung erleiden, fühlen sich oft nutzlos und ihr Selbstwertgefühl bzw. ihr Selbstvertrauen ist stark eingeschränkt. Wenn der Ernährer der Familie nicht mehr in der Lage ist, einer geregelten Arbeit nachzugehen und plötzlich tatenlos seine Zeit in seinem Zuhause verbringen muss, ist das für den betroffenen Menschen und auch für die Familie besonders belastend, viel mehr als die noch vorhandenen körperlichen Probleme und geistigen Einschränkungen. Arbeit hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Durch die Berufstätigkeit kommen wir mit Kollegen in Kontakt, tauschen uns aus und bekommen Anerkennung. Alle diese Dinge sind wichtig für unser Selbstwertgefühl.

Um auch den Menschen eine tagesstrukturierende Tätigkeit anbieten zu können, die noch nicht fit genug für den Arbeitsmarkt sind, möchte Reha-Aktiv Friedehorst in Buchholz eine Tagesförderstätte eröffnen. Geplant sind zunächst 10 Plätze, die evtl. später bei Bedarf erhöht werden könnten. Zurzeit laufen für das Gründungsvorhaben Verhandlungen über die Finanzierung bzw. die Kostensätze. Herr Kaminski, der Fachbereichsleiter Soziales im Landkreis Harburg, lobte das Engagement von Reha-Aktiv Friedehorst und auch die Zusammenarbeit mit dem SelbstHilfeVerband – FORUM GEHIRN e.V. als Sprachrohr für die Betroffenen.

Ein besonderes Angebot für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen wurde uns von Herrn Andreas Tiede, Psych. Psychotherapeut aus Duisburg, vorgestellt.

Das Segeln, ein ungewöhnliches Beschäftigungsprojekt, welches er mit mehreren Mitwirkenden als Fachteam für Teilhabe und Beschäftigung seit Februar 2013 anbietet. Dieses Projekt wird von einigen Berufsgenossenschaften finanziert. Es wird aber nicht nur gemeinsam gesegelt, sondern es werden auch gemeinsam handwerkliche Tätigkeiten bis hin zu Ausbesserungsarbeiten an den Booten durchgeführt. Die Gruppe trifft sich regelmäßig einmal wöchentlich. Ziel dieses Projektes ist u.a., den Betroffenen eine Struktur und Kontinuität zu bieten, damit sie Zuverlässigkeit, Teamwork und ein Gemeinschaftsgefühl erleben. Daraus resultieren eine enorme Verbesserung des Selbstwertgefühles und eine Stärkung des Selbstbewusstseins. Dies hat uns ein Teilnehmer dieses Projektes, Herr Volker Tenhaken, sehr begeistert vermittelt.

Die Teilnehmer dieses Fachtages kamen aus unterschiedlichen Bereichen. Es waren Ärzte, Therapeuten, Neuropsychologen, Sozialarbeiter und Mitarbeiter aus Behörden und Verwaltungen anwesend, aber auch mehrere Betroffene und Angehörige. In den Pausen und bei der Besichtigung des beruflichen Rehabilitationszentrums wurden viele fachliche Gespräche geführt, Erfahrungen ausgetauscht und Kontakte geknüpft. Die meisten Teilnehmer haben sich zum Abschluss des Tages positiv über den Inhalt und Ablauf dieser Veranstaltung geäußert. Wenn das Gründungsvorhaben erfolgreich in die Tat umgesetzt worden ist, planen wir als SelbstHilfeVerband – FORUM GEHIRN e.V. wieder einen gemeinsamen Fachtag mit der Reha-Aktiv Friedehorst gGmbH. Vielen Dank an Frau Dr. Hofmann-Princ und Herrn Garms und allen Helfern für die Unterstützung bei dieser erfolgreichen Tagung.

September 2015


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