Wenn ich bestimmen könnte?

Das gut besuchte Symposium der BAG Phase F e.V. am 26./27.08.2015 im Paulusheim in Osnabrück beschäftigte sich aus verschiedenen Blickrichtungen mit den Themen „Sterbehilfe, Begleitung schwerkranker Menschen und der individuellen Lebensqualität“.

In den drei Einführungsvorträgen wurden häufig ähnliche Begriffe und Thesen verwendet: gute Hospiz- und Palliativversorgung, Selbstbestimmung, Ethik bzw. ethische Grenzen und gesellschaftliche Solidarität. Bei der aktuellen Diskussion zur Sterbehilfe besteht bei Patienten, Angehörigen und auch Mitarbeitern in den Einrichtungen der Phase F die Sorge, dass nicht die Selbstbestimmung und die Würde im Vordergrund stehen, sondern die Ökonomie. In allen drei Vorträgen wurde der Standpunkt vertreten, dass nur die passive bzw. die indirekte Sterbehilfe erlaubt sein dürfen, aber jegliche gewerbliche oder geschäftsmäßige (durch Vereine u.a.) Sterbehilfe verboten sein muss. Bei einer guten Palliativ- bzw. Hospizversorgung, wo dem im Sterbeprozess befindlichen Menschen die Schmerzen genommen und evtl. Luftnot gelindert werden, wo menschliche und spirituelle Begleitung stattfindet, wird der Wunsch nach Sterbehilfe fast nie geäußert. Jeder Mensch sollte selbstbestimmt entscheiden dürfen, ob er eine Therapie durchführen lassen will oder ob er darauf verzichten möchte. So sollte jeder die Möglichkeit haben, in Würde zu sterben. Schwerstbehinderte Menschen, auch Menschen im sog. Wachkoma, sind aber keine sterbenden Menschen, sie empfinden ihr eingeschränktes Leben als lebenswert. Diese Menschen benötigen Hilfe zum Leben und keine Hilfe zum Sterben!

In den zahlreichen Workshops wurde zum großen Teil auch auf die spezielle Problematik der Menschen mit schweren neurologischen Erkrankungen (sog. Phase F Patienten) eingegangen. Ein Workshop befasste sich mit der Situation von Angehörigen. Sind sie betroffen oder nicht und sind sie hilflos oder nicht? Mehrere Angehörige schilderten sehr ausführlich ihre ganz persönliche Sicht- und Handlungsweise. Interessant war auch der Workshop über die Diskrepanz zwischen objektiver und individueller Lebensqualität. Dabei wurde klar, dass Lebensqualität immer eine individuelle, subjektive Sichtweise ist und jeder Mensch eine andere Wahrnehmung und Bewertung seiner Lebensqualität hat.

Ein Höhepunkt dieser Veranstaltung war die Verleihung des Ehrenpreises der BAG Phase F e.V. an Prof. Dr. Andreas Zieger. Herr Dr. Zieger wurde damit für sein jahrzehntelanges Engagement für Schwerst-Schädelhirnverletzte geehrt. Auch wir als SHV – FORUM GEHIRN e.V. gratulieren Prof. Dr. Zieger zu dieser Auszeichnung.

In diesen zwei Tagen war ausreichend Gelegenheit zum Austausch mit Fach- und Pflegekräften, mit Therapeuten und vielen (Pflege-) Schülerinnen und Schülern.

Es war eine gelungene, sehr informative und gut organisierte Veranstaltung in einer vorbildlichen Phase F – Einrichtung. Der SelbstHilfeVerband – FORUM GEHIRN e.V. sagt Herrn Paul und dem gesamten Team vielen Dank und gratuliert recht herzlich zum Jubiläum – 10 Jahre Phase F „Wohnpflege für Jüngere“.

August 2015


 

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