Leben und sterben zulassen – Wachkoma verhindern, Wachkoma annehmen

Die Österreichische Wachkoma Gesellschaft (ÖWG) stellte dieses Thema in den Mittelpunkt ihrer Jahrestagung 2014 in Wien. Ein Fachtag der mit über 200 Teilnehmern gut besucht war.

Aufmerksamkeit aller TeilnehmerInnen bei den Vorträgen

Aufmerksamkeit aller TeilnehmerInnen bei den Vorträgen

Eine ausgewogene Auswahl der Themen stellte den direkten Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis dar. So führte Dr. Johann Donis, 1. Vorsitzender der ÖWG, ein Interview mit zwei betroffenen Angehörigen mit dem Inhalt „Leben und Sterben zulassen.“ Frau Petra Hochstöger, betroffene Mutter und Frau Gabriele Seifert, betroffene Ehefrau stellten sich den doch sehr persönlichen Fragen. Sehr bewegend und emotional berichteten sie über ihren Schicksalsschlag.

Frau Hochstöger berichtete, wie ihre Tochter durch einen Verkehrsunfall ein schweres Schädel-Hirntrauma erlitt. „Sie stirbt“, so die Aussage eines Arztes. Darüber hinaus gab es keine weiteren Informationen, weder zur Aufwachphase noch zum Wachkoma. Verwundert war ich über die Frage nach einer „Organspende“. Ich hätte erwartet, dass man mich an die Hand nimmt, so Frau Hochstöger. Heute leben wir in einem tollen sozialen Umfeld. Jeden Tag Therapie, die Tochter macht Fortschritte, sie versteht alles, sie ist eine sehr glückliche 20jährige Frau.

Als betroffene Ehefrau ging Frau Seifert auf den neuen gemeinsamen Lebensabschnitt mit ihrem betroffenen Ehemann ein. Er erlitt einen Herzstillstand. Nach einem operativen Eingriff kam er auf die Intensivstation. Es erfolgten so gut wie keine Informationen. Ich recherchierte im Internet. Dann kam die Nachricht vom Wachkoma. Das zog mir die Beine weg. Ohne vorherige Information legte man ihm die perkutane endoskopische Gastrostomie (abgekürzt PEG) und die Trachealkanüle (TK). Ich wusste, mein Mann war kein Sterbender. Unser Haus verkaufte ich und wir zogen in eine Wohnung. Der Freundeskreis reduzierte sich. Heute führen wir ein ganz normales Leben. Wir reisen, wir sind gemeinsam in der Öffentlichkeit. Aus meiner heutigen Sicht sollten alle die sozialen Netzwerke zum Informationsaustausch nutzen.

Dr. Donis stellte beiden Frauen die Frage nach dem Sterben. Nein, sie waren froh, dass sie das Schlimmste überstanden haben. Heute erfahren die Betroffenen eine gute Lebensqualität und sind sehr glücklich und zufrieden.

Happy Birthday - für den Jubilar durch alle Tagungsteilnehmer

Happy Birthday – für den Jubilar durch alle Tagungsteilnehmer

Ein weiterer Höhepunkt war ein Ständchen, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anlässlich des 90. Geburtstags von Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult Franz Gerstenbrand darbrachten.

Ein Leben für die Neurologie, so könnte man sein Schaffen kurz charakterisieren.

„Franz Gerstenbrand (* 6. September 1924 in Hof (Nordmähren)) ist ein Arzt. Er gilt als einer der bedeutendsten Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie der jüngeren Medizingeschichte. Er war der erste, der erkannt hat, dass die Apalliker nicht hirntot sind und legte mit seinen Forschungsarbeiten die Grundlagen für eine moderne Rehabilitation. Er ist weltweit als Kapazität für die Krankheit „Apallisches Syndrom“ anerkannt und ist Begründer der österreichischen Komaforschung. Heute werden seine Erkenntnisse u.a. in der internationalen Raumfahrt angewandt.

Verschiedene Universitäten zeichneten ihn mit der Ehrendoktorwürde aus. 2002 erhielt er den Südmährischen Kulturpreis.“

(Dieser Artikel basiert auf dem Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Gerstenbrand aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung (de)). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.)

Im weiteren Verlauf der Fachtagung hielten renommierte Professoren Vorträge, die uns erkennen lassen, dass es sich lohnt, um das Leben der Menschen zu kämpfen. Sie gingen auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Bewusstseinslage der Menschen im sog. Wachkoma ein.

Als Fazit ist festzuhalten, dass es sich lohnt, sich für das Leben einzusetzen.

Wien, Oktober 2014

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