Unklarheit zu „Phase C+“ in der neurologischen Rehabilitation beseitigt?
Es ist unerklärlich, dass Leistungsträger und Dienstleistungserbringer in der neurologischen Rehabilitation Phasen erfinden, die es eigentlich nicht geben dürfte.
Worum geht es? In der neurologischen Rehabilitation werden Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen behandelt und rehabilitiert. Bereits seit 1994 gibt es das sogenannte Phasenmodell in der Neurologie. Die Phasen A – F wurde durch die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) e.V. inhaltlich beschrieben und bildeten die Grundlagen einheitlichen Handelns. So sollte es sein, zumal die Repräsentanten diejenigen sind, die gemeinsam beraten und beschließen. Da sollte es allen klar sein, dass wenn durch die eigene Stimme etwas auf den Weg gebracht wird, dann auch diese Stimme auf allen Ebenen Gehör findet. Es ist nicht nachvollziehbar, dass dann aus dem eigenen Reihen (hier die gesetzlichen Krankenkassen) andere Verfahrensweisen durch Verträge geregelt werden.
Die BAR ist die gemeinsame Repräsentanz der Deutschen Rentenversicherung Bund, der Bundesagentur für Arbeit, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, der gesetzlichen Krankenversicherung, der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, der Bundesländer, der Spitzenverbände der Sozialpartner, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen, der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe sowie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zur Förderung und Koordinierung der Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen.
Hier sind die sechs Phasen der neurologischen Akut- und Rehabilitationsbehandlung nachfolgend unterschieden:
Phase A:
Akutbehandlungsphase mit ersten rehabilitativen Ansätzen
Phase B:
Behandlungsphase, in der noch intensivmedizinische Behandlungsmöglichkeiten vorgehalten werden müssen.
Phase C:
Behandlungs- und Rehabilitationsphase, in der die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden bereits in der Therapie mitarbeiten können, aber noch kurativmedizinisch und mit hohem pflegerischen Aufwand betreut werden müssen.
Phase D:
Rehabilitationsphase nach Abschluss der Frühmobilisation (medizinische Rehabilitation im bisherigen Sinne – stationär oder ambulant)
Phase E:
Behandlungs- und Rehabilitationsphase nach Abschluss einer medizinischen Rehabilitation; Leistungen zur Sicherung des Erfolges der medizinisch-therapeutischen Rehabilitation und Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben beziehungsweise zur Teilhabe an Erziehung und Bildung sowie am Leben in der Gemeinschaft
Phase F:
Behandlungsphase, in der dauerhaft unterstützende, betreuende und/oder zustandserhaltende Leistungen erforderlich sind (Langzeitpflege).
Auf Grund existierender Verträge mit C+ zwischen den Rehabilitationsträgern und einigen Dienstleistungserbringern ist die Frage erlaubt, nach welchen Grundsätzen diese Verträge geschlossen werden.
Für wen sind also diese Verträge?
Den Menschen mit seinen erworbenen Hirnschädigungen? – nein!
Eigentlich sind die Rehabilitandinnen bzw. Rehabilitanden der neurologischen Frührehabilitation also der Phase B zugeordnet.
In den Verträgen mit C+, die eine deutlich geringere Vergütung beinhaltet, kann natürlich auch nicht die gleiche Leistung erbracht werden.
Können wir das zulassen? – nein
Hilft es den Leistungserbringern? – nein.
Wir stellen ja gerade wegen dieses Preisdumpings fest, dass es bei den Leistungserbringern erhebliche Redebedarf gibt!
Hilft es den Rehabilitationsträgern? – scheinbar ja?
Werden sie aber ihrem gesetzlichen Auftrag gerecht? – ein klares nein.
Um noch einmal Klarheit über das Phasenschema zu erhalten, und somit auch über die für unsere Mitglieder so wichtigen Leistungskriterien in den einzelnen Phasen, wandte sich der Vorstand unseres Verbandes an die BAR (siehe unten).
Auf die Anfrage wurde durch die BAR folgende Antwort gegeben:
„Eine Phaseneinteilung B/C+ ist uns in dieser Form nicht bekannt. Es gelten trägerübergreifend nach wie vor die Festlegungen in den auf BAR-Ebene beschlossenen Empfehlungen zur Neurologischen Rehabilitation von Patienten mit schweren und schwersten Hirnschädigungen in den Phasen B und C. Eine Überarbeitung diese Empfehlung steht derzeit nicht an.“ (Quelle: Antwortschreiben BAR v. 09. 04. 2014)
Das Ergebnis:
Die Phasen der neurologischen Akut- und Rehabilitationsbehandlung der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) sind unverändert weiterhin gültig und umfassen keine weiteren Phasen als die bereits 1994 festgelegten Phasen A bis F.
Lothar Ludwig
Ehrenvorsitzender
SHV – FORUM GEHIRN e.V.
Magdeburg, 14. April 2014