Es ging um Menschen mit Hirnschädigung
Am 2. und 3. November 2012 fand in Berlin die erste Arbeitstagung verschiedener Selbsthilfeorganisationen statt, die sich mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen befassen, die unter einer Störung des Zentralen Nervensystems leiden. Unser Bundesverband war mit drei Vorstandsmitgliedern und einer betroffenen Angehörigen vertreten.
Neben verschiedenen Referaten über angeborene und erworbene Hirnschädigungen gab es am ersten Nachmittag auch Workshops in 4 verschiedenen Arbeitsgruppen, die sich mit den Themen Hirnschädigung, Behinderung und Selbsthilfe befassten.
Eine Arbeitsgruppe zum Thema Selbsthilfe wurde von dem stellv. Vorsitzenden vom SHV – FORUM GEHIRN e.V. Karl-Eugen Siegel moderiert. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Fragen:
- Was kann die Selbsthilfe leisten?
- Was will die Selbsthilfe leisten?
- Welche Grenzen stehen im Wege?
Vertreter aus verschiedenen Selbsthilfeorganisationen diskutierten und tauschten sich aus. Zusammenfassend müssen wir festhalten, dass die Ansätze in den Organisationen unterschiedlich sind. Das hängt mit den verschiedenen regionalen Strukturen und Bedingungen zusammen. Gleichzeitig gab es Übereinstimmung in der Feststellung, dass die Selbsthilfe nicht den Stellenwert hat, der ihr aber zukommen müsste. Da nennen wir die Umsetzung der Forderungen, die in der UN-BRK verbindlich festgeschrieben sind. Es fehlen Beratungsstellen der Selbsthilfe, die durch den Gesetzgeber finanziert werden müssen. Da brauchen wir eine stärkere Verbindung zwischen Selbsthilfe und Professionalität, um den Menschen mit Störungen des zentralen Nervensystems hilfreich zur Seite zu stehen.
Am zweiten Tag erfuhren wir in mehreren Vorträgen viel über die Themen Teilhabe, Inklusion, Therapiekonzepte und neue Erkenntnisse aus der medizinischen Hirnforschung. Mehrere Referentinnen und Referenten sprachen nicht nur als Fachleute, sie waren zugleich auch betroffene Angehörige von Menschen mit Hirnschädigungen. Sie haben uns sehr anschaulich mit Bildern und kleinen Filmausschnitten den Alltag und auch die Therapiemöglichkeiten von Menschen mit Hirnschädigungen, dabei auch mehrere Kinder mit Cerebralparese, näher gebracht. Im Mittelpunkt stand die Vielfältigkeit der Konduktiven Förderung nach Petö.
Am Abend des 1. Arbeitstages gab es noch ein kulturelles Erlebnis. Frau Anastasia Katharina Schöck, Master of Art, sang und spielte einige Stücke aus dem Bereich Popballaden.
Moderator Prof. Willibald Weichert aus Hamburg, der auch Vater eines Sohnes mit Hirnschädigung ist, führte zum Abschluss der Fachtagung die Podiumsdiskussion. Dabei wurden noch einmal die Ergebnisse der 4 Arbeitsgruppen vorgetragen und der Entwurf eines Arbeitspapiers angesprochen.
Hervorzuheben ist, dass in den Arbeitsgruppen über die Bedarfe von betroffenen Menschen gesprochen wurde, die egal durch welches Ereignis, egal in welchem Alter durch einen Schicksalsschlag eine Schädigung des zentralen Nervensystems erlitten haben. Ein Schwerpunkt stand dabei immer im Mittelpunkt: Was können wir leisten, um diese hilfebedürftigen Menschen zu unterstützen? Gleichzeitig wurden auch die Belange der Angehörigen sehr ausführlich in Betracht gezogen. Was kann der Angehörige leisten und wird seine Leistung überhaupt in unserer Gesellschaft beachtet? Sehr beeindruckend war ein Kurzfilm, der in Rosenheim gedreht wurde. Hier ist eindrucksvoll zu erleben, wie Inklusion in der Schule gelebt werden kann. Dieses Beispiel lässt hoffen, dass hierdurch mancher Zweifler und Einzelne mit falschen Vorstellungen vom Gelingen überzeugt werden können.
In dem Arbeitspapier ging es konkret um die Forderungen, die zum Abschluss der Tagung durch die Leiter der Arbeitsgruppen noch einmal vorgestellt wurden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich darin einig, dass von einer Arbeitsgruppe im Nachgang die Gedanken zusammengefasst werden und in einigen Punkten als Forderungen formuliert werden müssen. Dieser Arbeitsgruppe gehören u.a. an: Wolfgang Vogt, BKF; Lothar Ludwig, SHV – FORUM GEHIRN und Professor Willibald Weichert aus Hamburg.
Es war eine sehr interessante Tagung, die vom Bundesverband Konduktive Förderung nach Petö e.V. organisiert wurde und die im nächsten Jahr fortgesetzt wird.
November 2012