Susanne Wonke-Kürten (Subarachnoidalblutung aus Aneurysma)

Meine Schwester Susanne Wonke-Kürten (geb. 1953) erlitt am 24. März 1986 eine schwere Subarachnoidalblutung aus einem Aneurysma (mit Atemstillstand, Wiederbelebung erfolgte vom anwesenden Vater). Anschließend starkes Erbrechen und Krampfanfall, die Diagnose des Notarztes lautete: „Psychogener Anfall, Hyperventlitationstetanie“. Es erfolgte keine Einweisung in ein Krankenhaus. Am 31. März 1986 erlitt sie die zweite Subarachnoidalblutung mit sofortiger Hemiparese links. Einweisung in das Krankenhaus, wo dortiger Chefarzt sich gegen eine Operation aussprach. Am 14. April 1986 trat die dritte Blutung ein, die eine Wiederbelebung mit anschließender Operation erforderlich machte (Neurochiurgie Bethel bei Bielefeld). Anlegung eines Shunts, der drei Mal neu gelegt werden musste. Insgesamt erfolgten noch 10 Kopfoperationen.

Am 28.05.1986 wurde Susanne in die Neurologie verlegt und war von Juli – August 1986 in der Frühreha Coppenbrügge. Leider wusste man damals noch nicht, wie man Wachkoma-Patienten rehabilitiert.
Im Oktober 1986 wurde sie zu ihren Eltern nach Hause entlassen. Die Familie war völlig auf sich alleine gestellt. Es gab keine ambulanten Therapeuten (Ergotherapeuten, Logogpäden etc. waren nur in Krankenhäusern tätig). Um meine Eltern zu entlasten, verschob ich mein Medizinstudium und begann zu Hause meine Schwester zu rehabilitieren.

Zwei weitere Reha-Aufenthalte (März – Mai 87 in Johanniter-Krankenhaus Bad Oeynhausen, 1.8. – 15.8.87 in Hessisch-Oldendorf) führten nur zur Verschlechterung der erreichten Erfolge, so dass von da an keine weiteren Reha-Aufenthalte mehr erfolgten. Die Pflege und Reha wurden dann von der Familie betrieben. Ein Umzug von Nordrhein-Westfalen nach Hessen (beruflich bedingt) brachte mehr Möglichkeiten der ambulanten Versorgung.

Ab August 1993 besuchte Susanne vier Mal wöchentlich die Tagesförderstätte für junge Schädel-Hirn-Verletzte in Heidelberg (Treffpunkt SHV), in der sie endlich auch andere Therapiemöglichkeiten hatte. Abgesehen von der Hemiparese links, litt sie auch sehr unter Wahrnehmungs- und Gedächtnisstörungen. Sie machte gute Fortschritte, lief am Stock und fing an ihr Leben wieder zu genießen.

1996 haben mein Mann und ich Susanne in unser Haus geholt. Dort wohnt sie in einer Einliegerwohnung und wird täglich von 9 – 19.00 Uhr von Pflegekräften betreut, die mit ihr den Alltag gestalten. An Therapien benötigt sie heute noch Krankengymnastik, Ergotherapie und Hirnleistungstraining. Seit 2002 erhält sie monatlich 10 Einheiten Heileurythmie, seitdem sind ihre Gedächtnisleistungen deutlich besser geworden.  Sie genießt diese Therapie sehr, weil sie ihr sehr viel Selbstvertrauen und Sicherheit vermittelt.

Dies alles ist finanziell aber nur möglich, weil die Stadt Bielefeld für das Fehlverhalten eines Notarztes regresspflichtig gemacht wurde.

Beate Stahl, betroffene Angehörige 

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