8 auf großer Fahrt

Das neu renovierte Rheinsberger Schloss, die Jugendheimat des alten Fritz, in Mitten eines großen und sehr gepflegten Schlosspark und nur wenige Minuten vom Hotel entfernt.

Mitglieder der Selbsthilfegruppen Stuttgart und Hannover des BV SHV – FORUM GEHIRN verbringen 7 erlebnisreiche Tage im April 2009 im Behindertenhotel in Rheinsberg 
Wer hätte das gedacht, dass uns die erste große Gruppenreise so viel Freude und Begeisterung bringen würde.

Zunächst war ich mehr als skeptisch, als Regine Lübke im November letzten Jahres unsere Gruppenmitglieder von ceres Stuttgart bei der Gründungsversammlung vom SHV – FORUM GEHIRN einlud mit ihr und weiteren Betroffenen ihrer SHG Hannover eine gemeinsame Reise nach Rheinsberg zu unternehmen. Ich glaubte nicht, dass sich Betroffene und deren Angehörige zu einer so weiten Reise anmelden würden. Aber nach längerer Diskussion und intensiver Planung in der Gruppe waren 5 Mitglieder von ceres Stuttgart bereit sich dem gemeinsamen Abenteuer, Flug und neues Land kennen lernen, zu stellen.

Mitte Januar wurde der gemeinsame Flug nach Berlin und zurück bereits gebucht, um noch günstige Flugpreise und behinderten gerechte Plätze im Flugzeug zu bekommen. Etwas Bauchweh bereitete mir im Vorfeld die Beförderung unseres Rollstuhlfahrers im Flugzeug, hatte ich doch eher negative Beförderungserfahrungen per Bahn vor Augen. Aber meine Bedenken waren unnötig, der Rollstuhltransports ins Flugzeug und wieder heraus war bestens organisiert und nach 7 Stunden konnten wir, überhaupt nicht müde, unsere wunderschönen und barrierefreien Zimmer im Behindertenhotel Rheinsberg beziehen.

34 km radeln, das ist eine Leistung. Wir sind glücklich und sehr stolz auf unsere Leistung.

Langeweile hatten wir die ganzen 7 Tage nicht. Nach gemeinsamen Frühstück in fröhlicher Runde wurden gemeinsame Ausflüge geplant. Das Wetter war herrlich und der Sonnenschein machte uns unternehmungslustig. Zweimal unternahmen wir Ausfahrten mit gemieteten Fahrrädern. Die Radwege waren ideal für uns. Wir genossen die herrliche Frühlingslandschaft und legten dabei, kaum zu glauben, an einem Tag fast 34 km zurück. Niemand musste im Hotel bleiben. Wir konnten für alle die entsprechenden Fahrräder mieten. Für unsere Betroffene wurde die Fahrt mit dem behindertengerechten Dreirad und dem Rollfits zum Erlebnis.

Unsere Reisetage waren ausgefüllt mit dem Erleben einer rollstuhlgerechten Bootsfahrt über herrliche naturbelassene Seen, einer barrierefreien Pferdekutschenfahrt vorbei am idyllisch gelegenen Rheinsberger Schloss, einst Jugendheimat des damals noch jungen „alten“ Fritz und hinein in aufkeimende und blühende Frühlingslandschaften. Wir genossen alles in vollen Zügen. Wir fühlten uns wie Goethes Faust beim Osterspaziergang, „ hier bin in Mensch, hier darf ich es sein“.

Das Kegeln für Rollstuhlfahrer, im Behindertenhotel Rheinsberg geht das barrierefrei und macht Spaß.

Abends wurde gekegelt, was die Kugeln hergaben. Es gab keine Barrieren, vom Rollstuhl aus rollte die Kugel über eine Rampe den Kegeln entgegen. Alle Neune hat keiner geschafft, aber wir hatten so viel Spaß dabei und planten gleich eine Fortsetzung in Stuttgart, wenn es uns gelingt, eine behinderten gerechte Kegelbahn zu finden.

Wir konnten ausgiebig schwimmen, saunieren, Billiard und Tischtennis spielen. Herz was begehrst du mehr. Die Tage verflogen wie im Fluge. Viel zu rasch ging alles vorbei, aber die Erinnerung bleibt und die vielen positiven Erfahrungen die wir sammeln durften im schönen Rheinsberg, mit netten Menschen und in der Gruppe.

Eines wissen wir schon jetzt, diese Reise wird nicht die Einzige bleiben.

Danke Regine, für Deine Ermutigung zur gemeinsamen Reise und ich möchte diesen Bericht mit den Worten von Kurt Tucholsky schließen, der in Rheinsberg verliebte Tage verbrachte: „Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt . Sie ist so schön.“

Ein Reisebericht von Ingrid Pramberger,
Vorstandsmitglied vom SHV – FORUM GEHIRN e. V. und
1. Vorsitzende des regionalen Selbsthilfevereins ceres Stuttgart e.V.

 

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